Montag, 17. Mai 2021

Fum Vinkelried

Vor etwa dreissig Jahre schrieb ich eine Anzahl von Märchen und Geschichten auf Schweizerdeutsch. Ich veröffentliche sie hier unter dem Label "Märli fum Ferdi".

De WK, de militarisch Viderholigskurs isch fertig gsi. I de letste Nachts hets en Uebib ge mit emene Marsch dur de Vald und enere Schlacht um en Kuestal im Morgegraue.

Jez sinds all do gstande, di ferkleidete Familiefäter, Handverker und Studente, zmiz ine au de Füsilier Häfeli. Er isch müed gsi veg de Nachtüebig.

De Major isch forne uf sim Jeep gstande und het en Red ghalte. De Füsilier Häfeli het nid zueglost, doch all zvöi Minute isch im en Saz doch id Ore kroche: "Es got viters!" het de Major allpot fu sim Jeep obenabe gruefe, das isch s Leitmotif fu sinere Red gsi. Eso mües mers mache, das het de Major glert us em Handbuech "Reden für zivile und militärische Anlässe.”

"Es got viters, es got viters", het de Häfeli for sich ane gmurmlet, und den isch die militerisch Red doch z End gange, d Soldate hand nomol uf Komando müese de Hampelma mache, und händ den döfe evegtrete. De Häfeli isch zu anderne as Grasbord glege, und er isch sofort igschlofe.

Und sin Geist isch ufegstig in Himel.

Det isch uf ere Volke en Engel gsesse. D Seel fum Füsilier Häfeli het de Engel gfrogt: "Öise Major seit: Es got viters! Recht het er: Vemer meint, es sig Firobig, de fot d Nachtüebig a. Und vens den znacht am zäni isch, de gots si viters, und znacht am zvölfi au, am morge am fieri au, bis am sibni. Und den gits so en militerischi, zakigi Red, es got imer viters. 

Doch im Ernstfal, gots den au viters? Ven stat Markierpfüpf Splitergranate egsplodiere, und ven stat de Vind Giftgas über d Vise blost. Und vemer mit durchlöcherete Lunge im Stacheldrot lit, gots den au no viters, vie öise Major seit?”

"Lueg", seit do de Engel, "i könti dir dis und das säge, aber es veri doch allzu teoretisch. Frog die, vus selber erlebt händ, frog die, vu Fröid a dem Spili händ, öisi Soldate im Kriegerstübli." Und de Engel het in zumene Himels-volke-hus gfüert. "Kriegerstübli" isch es agschribe gsi, und drin sind kriegerischi Seelegstalte gsesse. Si händ gmezgeti Schöflivolke am Spiess brötlet, dezue händ si so öpis vien en Schnaps trunke.

"Lueg en Nöie" het en bärtige Gsell gruefe, "kum hok ane, und schluk es Glesli fu öisem Spezialnektar, es Rezept fumene Feteran, emene griechische Held, vu schu for Troja mitprüglet het. Esones Tröpfli findsch im ganze Himel e keis, das isch nur im Kriegerstübli erlaubt.”

"Nim en Hamelkühle fumene zarte Schöfliwölkli, s Einzige, vu mer do obe kan esse. Ven d Lust hesch, do hets Manna, süeses Himelsbrot, fu öis isst es keine.”

De Füsi|ier Häfeli het afo esse. Debi het er es Bild a de Vand entdekt. Es het de Vinkelried dargstelt, viener i de Schlacht fu Sempach sich id Spiess fu de Habsburger gstürzt het, das sini Kamerade händ köne über in ine stürme und d Blechritter uf kurzi Distanz zäme hake.

"Da isch de Vinkelried", het sin Nochber gseit, "das isch sini Tat gsi: Schlachtentscheidend! Fu dem tröimt jede do obe", und er het i de lärmig Saal zeigt, vu Ritter, Krieger und Soldate in Uniforme us allne Jorhunderte gsesse sind.

"Er isch öpe bi öis obe gsi, de Vinkelried. Er isch schu als Römer for Kartago debi gsi. Det isch er gfalle und in Himel ufe gfare, natürlich zu öis is Kriegerstübli. Aber es het in nid lang ghalte. Imer, vens nöime bränzelig vorde isch, und s irgend nöime
noch Krieg gschmökt het, isch er vider abe, het sich en Mueter gsuecht, vu in gebore het, und kum het er recht köne laufe, isch er vider in Krieg zoge. Mängisch isch er schu noch sechzä jor vider bi öis obe gsesse, bedekt mit Vunde und Eer.”

"Und ebe den, vuner s letste Mol bi öis gsi isch, het er gseit, er veli nüme, er heigi jez gnue prüglet, sit Kartago bis is Mitelalter, er veli jez hürote und es fridlichs Lebe füere, und vens nume als Bergpur sigi. Und den, chum het er ghürotet und drei Schreihäls im Stübli gha, hets gheisse, es giengi gege d Habsburger. De Vinkelried, so het er i sebem Lebe gheisse, het no einisch müesse zum Schvert griffe. Und als unfreivillige Soldat isch im das glunge, vu jede echti Krieger defo trömt: Mit ere Heldetat d Schlacht z entscheide. Det bi Sempach het sich zeigt, das er di richtig Nase het, im richtige Moment am richtige Ort stot, und den oni Angst for Schmerze oder Tod s Richtige macht. Mer händ all zuegluegt fu do obe, und im z Eere hämer das Bild lo mole. Er selber het's nie gse. Er het jo nüme vele is Kriegerstübli zrug ko. I velem Vinkel fum Universum er sich jezt umetribt, vüsse mer nid.”

Und de, vus ferzelt het, het im Füsilier Häfeli no einisch s Glas ufgfült, sis eigne au, und den händ si agstosse uf de Vinkelried.

"Jo", het sin Nochber gseit, "i könti no fil ferzele, aber i mues jez mis Schvert go Schlife. Mer veis nie, vens viters got. Und es git nüt Schlimers, als ven eim öper fersuecht, de Hals abzhake mit emene ungschlifene Schvert, und noch em drite Schlag noni s Gurgeli dure het. Pfui!”

De Soldat isch ufgstande und het zum Abschid im Häfeli eis uf d Schultere ghaue, das de unter de Tisch gsegelt isch und uf em Grasbord fervachet isch. Sin Vaffekamerad het em nämli eis uf d Schultere ghaue und het gruefe: "Häfeli, ufvache, es got viters!”

De Häfeli het sis Gver und sini Müze pakt, isch de Kolonne noche ghastet und i zügigem Schrit de Kaserne zue zum Abtrete marschiert.

"Jo", het er gseit, "min Major het recht: S got viters, au den, ven mer glaubt, es sig alles ferbi." 

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